Unternehmerinnen Ungeschminkt

“Konflikte sind für mich Fortschritt: Sie stoßen neue Prozesse an und sorgen dafür, dass Dinge geklärt werden.”

Dr. Andrea Hartmann-Piraudeau im Interview als Teil des Buches “Unternehmerinnen ungeschminkt”, Universität Hohenheim, Christine Harbig.

“Andrea Hartmann-Piraudeau wird oft um ihre Energie beneidet. Sie hat Kommunikations und Medienwissenschaften, Linguistik und Mediation studiert, als Journalistin gearbeitet, ist Mutter von vier Kindern, hat promoviert und hält Vorträge und Trainings auf der ganzen Welt. Seit sie ihr Einzelunternehmen in die CONSENSUS GmbH umgewandelt hat, widmet sie sich ihrem Lieblingsthema – den Konflikten.

Sie schweißt Feuerwehrmänner nach einem harten Einsatz zusammen, bringt Umstrukturierungen in Großkonzernen mit über die Bühne oder berät Iranerinnen dabei, Kontroversen auf neuen Wegen zu klären. Neugier ist ihr Antrieb, nur eine Sache kann sie gar nicht ausstehen.”

Warum ich Konflikte so liebe

Es waren die Verhandlungen, die mich schließlich an meine Grenzen brachten. Bisher hatte ich mich immer auf meine Intuition verlassen können, wenn es darum ging, Verträge zwischen Behörden und Institutionen auszuhandeln. Doch je größer und internationaler die Projekte wurden, desto kniffliger wurde es. Immer öfter fehlten mir die Methoden, um festgefahrene Positionen zu vereinen. Was konnte ich tun? Ich recherchierte im Netz und stieß auf den berufsbegleitenden Masterstudiengang Mediation an der Fernuni Hagen – und entdeckte meine Passion! Konflikte sind meine absolute Leidenschaft. Ich glaube, dass sie immer etwas Positives haben, auch wenn dies anfangs nicht offensichtlich ist. Natürlich können sie wehtun und Menschen belasten, aber anschließend gibt es immer einen Fortschritt: Prozesse werden angestoßen und Dinge geklärt. Nun hatte ich einen neuen Methodenkoffer für festgefahrene Situationen parat. Viele fragten mich, ob ich privat keinerlei Streit hätte. Tatsächlich versuche ich, sich anbahnende Spannungen rechtzeitig zu erkennen und zu entschärfen. All mein Wissen schützt mich auch nicht davor, dass es mal Streit gibt. In Konfliktsituationen versuche ich, konstruktiv zu bleiben, und wenn mir das nicht gelingt, so merke ich es zumindest schnell. Ich sehe Konflikte immer als Bereicherung, andere Perspektiven kennenzulernen.”

Darum fühle ich mich als Europäerin

“2017 eröffneten wir unseren CONSENSUS Campus, unsere eigene Mediationsausbildung. Es folgten Standorte in Hamburg, Berlin und München, und drei Jahre später riefen wir mit dem IM-Campus eine internationale Ausbildung für Menschen aus der ganzen Welt ins Leben. Wenn mich jemand nach meiner Nationalität fragt, sage ich: „Ich bin Europäerin!“ Die Diversität ist mein Leben. Nicht nur, weil mein Mann Franzose, meine Mutter Tschechin, mein Vater Ungar und meine Schwiegermutter Polin ist, wir im Moment in Italien leben oder meine Kinder vier Sprachen sprechen. Sondern weil ich mich schon immer so gefühlt habe. Selbstreflexion und Feedback haben mir stets geholfen, mich in einem interkulturellen Umfeld zurechtzufinden, mich anzupassen und immer wieder neu auszurichten. Und genau das musste ich tun, als die Pandemie kam.”

 

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